Infozentren statt Waldschutz

Die bayerische Staatsregierung scheint zu glauben, dass es reicht schöne Besucherzentren einzurichten und dort die heile Welt zu präsentieren und in Wahrheit – draussen in der Natur wird im Wald gewirtschaftet wie bisher – auf 98,74 % der Waldfläche – oder werden hier vor der Wahl nur wieder Gelder versprochen, um die Bürger, die sich auf einen Nationalpark gefreut haben, bei Laune zu halten?

Spessart:

Mit der Absage an einen Nationalpark im Spessart und Frankenwald versprach das Kabinett im Juli 2017 Gelder für substantielle Verbesserungen im Naturschutz im Spessart und im Frankenwald.

  • Nun soll ein 26,5 Mio teures Eichenzentrum im Hafenlohrtal entstehen. Die Bildungsstätte soll am Hofgut Erlenfurt mit Übernachtungsplätzen und Eichenausstellung gebaut werden.
  • Am Bischborner Hof, auch im Hafenlohrtal, ist für 10 Mio Euro eine Naturbegegnungsstätte mit Aussichtsturm und Abenteuerspielplatz geplant.

Anstatt Infozentren im Spessart sollten aus Sicht der Umweltverbände Waldschutzgebiete im Spessart ausgewiesen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir die wunderbare Natur nur noch in Infozentren bestaunen können. Ausstellungstafeln alleine schützen keinen einzigen Mittelspecht oder seltene Urwaldreliktart. Die von den Umweltverbänden geforderten Waldflächen im Spessart finden Sie unter www.naturwald-bayern.de/spessartwaelder-brauchen-mehr-schutz

Rhön:

Nach der Absage für einen Nationalpark Rhön im April 2018 soll jetzt

  • ein Biodiversitätszentrum in Bischofsheim gebaut werden. Das Zentrum mit Schwerpunkt Biodiversität der Mittelgebirgslandschaft Rhön soll bei Bischofsheim errichtet werden. Es soll sich insbesondere mit der Entwicklung der Natur und der Kulturlandschaft beschäftigen. 15 Mio Euro werden hier in den Aufbau investiert. 20 neue Planstellen sind vorgesehen.
  • Ein Naturerlebniszentrum soll im Landkreis Bad Kissingen / Klaushof geschaffen werden. Kosten 8 Mio Euro und 10 Planstellen.

Anstatt mehr Infozentren sollten in der Rhön weitere Waldflächen aus der forstlichen Nutzung genommen werden z.B. durch Anreicherung der Kernzonen im Biosphärenreservates. Die Nationalparkkulisse Rhön die in der Diskussion war wäre hier ein guter Ansatzpunkt.

Donauauen:

Nach der Absage an einen 3. Nationalpark in den Donauauen im April 2018 soll jetzt

  • Begehbares Donauaquarium zusammen mit dem Haus im Moos
  • Weltenburger Enge als Nationales Naturmonument (NNM) ausgewiesen werden, freilich ohne dafür einen Quadratmeter neues Naturschutzgebiet auszuweisen – Die bestehenden Naturschutzgebiete „Weltenburger Enge“ mit 560 ha und „Hirschberg und Altmühlleiten“ mit 375 ha sollen als NNM ausgewiesen werden. – Link zu Nationales Naturmonument-Unterschied zu Nationalpark
  • Umweltbegegnungs und Naturerlebniszentrum an der Weltenburger Enge

Greenpeace fordert den Schutz der letzten Auwälder und wertvollen Buchenwälder – das lässt sich durch kein noch so tolles Aquarium ersetzen. Ein Nationales Naturmonument ist ein guter Schutzgebietsansatz. Wenn aber nur bestehende Naturschutzgebiete umdeklariert werden bringt es der Natur keinen echten Vorteil. Neben dem Gebiet der Weltenburger Enge gäbe es noch weitere Auwaldgebiete die schützenswert wären. Siehe Nationalparkkulisse Donauauen

Frankenwald:

Mit der Absage an einen Nationalpark im Spessart und Frankenwald versprach das Kabinett im Juli 2017 Gelder für substantielle Verbesserungen im Naturschutz im Spessart und im Frankenwald.

  • Von der angedachten Hochschule in Kronach für Forst und Holz ist im August 2018 keine Rede mehr davon.

Was bringt für die Biodiversitätsverpflichtungen von Bayern eine Hochschule für Forstwirtschaft? Waldschutzgebiete wären auch im Frankenwald dringend notwendig! Die als Naturwaldreservat geschützten Flächen sind grade mal ca 250 ha in den beiden betroffenen BaySF-Forstbetrieben.

Ammergebirge:

Das Ammergebirge war nie offiziell im Rennen für einen Nationalpark. Die Initiativen arbeiten allerdings schon lange an dem Plan für einen Nationalpark Ammergebirge. Nach der generellen Absage an einen 3. Nationalpark in Bayern bekommt das Ammergebirge:

  • 7,5 Mio Euro für das Schneefernerhaus – Für Klimaforschung
  • 2 Mio Euro für ein Naturparkzentrum und 70.000 Euro für 2 Ranger
  • Schon 2017 wurde das Ammergebirge zum Naturpark Ammergauer Alpen mit 22.738 ha ernannt. Ein Naturpark hat allerdings keinerlei Auswirkung auf den Waldschutz. Unterschied Nationalpark/Naturpark
  • 2013 Waldbaumkronenweg im Walderlebniszentrum Füssen als Reaktion auf die Nationalparkdiskussion

Greenpeace fordert große Flächen im Ammergbirge unter Schutz zu stellen z.B. als Nationalpark Ammergebirge. Gerade diese ökologisch wertvollen Gebiete im Ammergebirge und angrenzenden Wetterstein würden sich sehr eignen für großflächen Waldschutz. Ein Naturpark hilft hier überhaupt nicht.

Steigerwald:

Als „Ersatz“ für einen Nationalpark Steigerwald stellte das Kabinett 2011 sich ein Nachhaltigkeitszentrum für Buchenwaldbewirtschaftung in Handthal sowie ein Baumkronenpfad in Ebrach vor.

  • Das Nachhaltigkeitszentrum (die Süddeutsche Zeitung titelte „Motorsägenmuseum“) wurde 2014 eröffnet und kostete etwa 0,6 Mio Euro. Naturschutz, Schutz der Biodiversität in Wäldern oder Wälder mit natürlicher Waldentwickung spielen leider nur eine untergeordnete Rolle bzw. werden gar nicht erwähnt.
  • Der 9 Mio Euro teure Baumwipfelpfad, der von der BaySF betrieben wird, wurde 2016 von Forstminister Brunner eröffnet. Von den 9 Mio Euro sind 5 Mio reine Baukosten für den Wipfelpfad, der Rest für Infrastruktur und Gebäude.
Baumwipfelpfad Steigerwald

Die UN-Konvention für Biologische Vielfalt, die Nationale Biodiversitätsstrategie fordern echten Waldschutz und nicht Bilder von Wäldern oder Baumkronenpfade. 5 % der bayerischen Wälder müssen dringend geschützt werden. Dafür setzen sich die Umweltverbände ein. Geldgeschenke für die Region in Form von Tourismusmagneten, helfen nicht dem Wald. In einem Nationalpark Steigerwald könnte beides vereint werden. Aber singulär nur etwas für den Tourismus zu tun, verschleiert und verzögert das ursprüngliche Ziel.

Naturparke statt Nationalparke:

Bayerns 19 Naturparke werden personell aufgerüstet – jeder Naturpark soll künftig 2 – 4 Ranger beschäftigen, die insbesondere die ökologischen Besonderheiten der Region erläutern und damit für eine naturverträgliche Nutzung und Erholung werben. Auch sollen Informationszentren entstehen. Den Unterschied zwischen Naturpark und Nationalpark verstehen nur die wenigsten – Unterschied Nationalpark/Naturpark

Zusammenfassung:

Mit Ausnahme des Nationales Naturmonuments wird auf der Fläche für den Naturschutz für das viele Geld nichts getan und nur in Vermittlung von Natur mit schönen Bildern investiert. Viel mehr noch – durch die ausschließliche Investition in Plazebo-Maßnahmen für den Waldschutz wird das ursprüngliche Ziel – 5 % des Waldes zu schützen (von derzeit weniger als 1,3 %) hinausgezögert und die Bevölkerung hinters Licht geführt.

Bayern braucht endlich mehr Mut für Waldschutz!