Spessarttour: Einsatz für den Nationalpark im Spessart

Miltenberg, Heiko Würth, Greenpeace

Bei strahlendem Sonnenschein bin ich heute wieder mit mehreren Ehrenamtlichen im Nationalparksinne durch den Spessart getourt. Nach einer Schleifenfahrt durch wunderschöne Spessartäler, aus denen sich gerade der Nebel erhebt, erreichen wir zuerst Miltenberg.

Miltenberg, Heiko Würth, Greenpeace

Hier auf dem Markt am Engelsplatz, herrscht gemächliches Treiben. Die Leute kaufen ein, tragen frische Backwaren aus dem Café nahe bei und freuen sich auf das beginnende Wochenende. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb sind viele an einem Gespräch über das Thema Nationalpark interessiert.

Nationalpark Suchraum, Heiko Würth Greenpeace

Viele Spessarter von jung bis alt kommen an unseren Stand oder zu unserem neuen „Nationalparkmobil“, um Fragen zum Nationalpark zu stellen und sich mit uns zu unterhalten. Die Gespräche auch mit Menschen, die dem Nationalpark kritisch gegenüber stehen, laufen alle sachlich ab – von „aufgeladener Stimmung“ kann keine Rede sein. Im Gegenteil, die allermeisten sind freundlich und aufgeschlossen.

 

Fahrradstand in Miltenberg, Heiko Würth; Greenpeace

Einige sind bereits voll überzeugt, sehen vor allem die Chancen, die der Nationalpark für die Region bringt und wollen wissen, wo sie dafür unterschreiben können. Ein recht großer Teil der Menschen, mit denen wir heute reden, hat noch keine abschließende Meinung zum Thema Nationalpark. Manche sind unentschieden, wissen nicht mehr, als sie glauben sollen oder fühlen sich einfach noch nicht ausreichend informiert. „So eine Entscheidung braucht doch Zeit, wenn man sich wirklich mit den Vor- und Nachteilen und dem Angebot der Regierung auseinandersetzen will“, sagt einer der Passanten. „Ein Nationalpark kann doch nicht über Nacht entstehen.“ Er findet es schade, dass die Entscheidung für oder gegen den Spessart bereits im Juli fallen soll.

Stadtprozelten, Heiko Würth, Greenpeace

In Bischbrunn rede ich lange mit einem überzeugten Nationalpark-Gegner. Stolz zeigt er mir das neueste Pamphlet, das letztens dem Gemeindeblatt beigelegt wurde. Wir reden engagiert, aber sachlich über viele der darin angeführten Behauptungen. Auch wenngleich mir klar ist, dass seine Meinung zum Thema Nationalpark zu diesem Zeitpunkt bereits in Stein gemeißelt ist, freue ich mich über das Gespräch. Wir hören uns gegenseitig zu und mein Gesprächspartner wird zumindest nachdenklich, als ich eine Behauptung nach der anderen aus dem Pamphlet widerlege und aus anderen Nationalparkregionen berichte.

Auch für mich ist das Gespräch aufschlussreich – mir wird immer klarer, wie dringend die Menschen in der Region Antworten auf ihre Fragen suchen. Sie fühlen sich zum Teil von der Regierung im Stich gelassen. – Ein hervorragender Nährboden für „Fake News“.

Das von den Gegnern eingeforderte und gewährte Zeitlimit, eine Entscheidung über den Nationalparkstandort bereits im Juli zu treffen, spielt gegen diejenigen, die keine voreilige Entscheidung treffen wollen und sich deshalb nicht öffentlich äußern.

Das ist jedoch wenig zielführend. Die Spessarter sollten ihre Entscheidung für oder gegen einen Nationalpark treffen dürfen, nachdem sie sich ernsthaft und sachlich mit allen Argumenten auseinandergesetzt haben – ohne von eingefleischten Gegnern mit falschen Informationen gefüttert, aufgestachelt oder gar unter Druck gesetzt worden zu sein.

Kreuzwertheim, Heiko Würth, Greenpeace

Am Abend sitzen wir alle zusammen und ziehen Bilanz: Ob Stadtprozelten, Eschau, Miltenberg oder Kreuzwertheim am schönen Mainufer. Eines fällt uns allen auf: Auf organisierten Veranstaltungen zum Thema Nationalpark sind die Gegner stets präsent und parat, hetzen auf und torpedieren eine sachliche Diskussion. Doch draußen sieht die Sache anders aus. Hier bestätigen unsere Eindrücke vielmehr das Ergebnis unserer Emnid-Umfrage: 64 Prozent der Menschen in der Spessart Region sehen eine Chance in einem Nationalpark und ein Teil der Menschen ist noch nicht ausreichend informiert.