Greenpeace Bayern lehnt die ausgeweitete Borkenkäferbekämpfung im Nationalpark Bayerischer Wald entschieden ab. Die Forderung vom bayerischen Jagd- und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, bei einer Wanderung mit Waldbesitzern Anfang April, der Nationalpark solle zum Schutz der benachbarten Fichtenwälder verstärkt Fichten im Nationalpark fällen, sind fachlich abzulehnen. Noch im April 2024 ist die Nationalparkverwaltung sowie der kommunale Nationalparkausschuss der Forderung nachgekommen 17 ha Fichtenflächen aus der streng geschützten Naturzone herauszunehmen, um dort Borkenkäferbekämpfung durchzuführen. Zwar ist geplant die Herausnahme der 17 ha anderswo wieder auszugleichen, aber die Borkenkäferbekämpfung wird fachlich nicht hinterfragt, sondern es wird alleine auf populistische Meinungsmache reagiert.
- Im Nationalpark wird bereits in einer 500 m bis 1.000 m breiten Pufferzone zu den Privatwäldern eine intensive Borkenkäferbekämpfung mit Fällen der Fichten durchgeführt. (interaktiv aufrufbar der Zonierung im Bayernatlas) Alleine hier wurden 2023 über 144.100 Festmeter Fichtenholz gefällt.
Diese Pufferzone, die zum Managementbereich des Nationalparks gehört, kann maximal 25 % der Nationalparkfläche groß sein. Der aktuelle Stand der Wissenschaft ist, dass so eine breite Pufferzone ausreicht, damit sich die Fichtenborkenkäfer nicht weiter ausbreiten. Auf 75 % der Nationalparkfläche müssen natürliche Prozesse geschützt werden. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist die Naturzone derzeit 18.824 ha (75,37 %) groß. - In einem Nationalpark sollen auf großer Fläche natürliche Prozesse ungestört laufen können, damit wir einmal davon lernen können, als auch das sich die Natur auch anpassen und dynamisch entwickeln kann. Im südlichen Nationalparkteil Lusen/Rachel läuft seit über 40 Jahre eine detaillierte Dokumentation über die Ausbreitung des Fichtenborkenkäfers und die Erfahrungen zeigen das der Wald sich am schnellsten regeneriert, wenn die befallenen Bäume stehen bleiben. Die langsam zusammenbrechenden Fichten sind der beste Schutz der nächsten Waldgeneration vor Wetter und Verbiss. In den Nationalparkerweiterungsflächen rund um den Falkenstein wollte man dieses anfangs nicht wahrhaben und hier wurden die Fichten in großer Zahl gefällt, um die Fichten zu schützen. Hier wurden riesige Kahlflächen geschaffen. Wie das heute aussieht kann man besonders am Lackenberg bewundern, wo jetzt keine alten Fichten mehr stehen. Starke Vergrasung und weniger Naturverjüngung. (weitere Infos zur Borkenkäferbekämpfung im Nationalpark in den letzten Jahren)
- Wir haben im Bayerischen Wald – und anderswo – massive klimatische Veränderungen. Im Bayerischen Wald werden heissere und trockenere Sommer aber auch besonders eine zeitliche Verlängerung der warmen Vegetationszeit gemessen. Der Fichtenborkenkäfer ips Typographus reagiert bereits ab 20 Grad Außentemperatur massiv und sucht sich neue Wirtsbäume. Unter diesen dramatischen Randbedingungen können mehrere Generationen im Jahr erreicht werden und die Fichten haben da wenig entgegenzusetzen. Aber diese Fichten-Borkenkäfer gehören zur „Basis-Ausstattung“ aller Fichtenwälder und kommen nicht nur im Nationalpark vor. Wir haben in ganz Bayern ein Vormarsch der Borkenkäfer, die die Nutznießer der Klimakrise sind. Und das auch in den Privatwäldern rund um den Nationalpark. Die Behauptung der Nationalpark führt zur Verbreitung der Borkenkäfer ist wissenschaftlich falsch. Das was wir tun können ist gemeinsam die Klimakrise zu entschärfen und Fichtenmonokulturen im Wirtschaftswald dringendst mit standortheimischen Laubbäumen zu unterpflanzen um – sobald die alten Fichten absterben – unter den toten Bäumen bereits ein naturnaher starker Wald steht um den wertvollen produktiven Waldboden zu schützen. Einzelne befallene Fichten im Wirtschaftswald können auch noch genutzt werden, aber die Priorität muss der Schutz der Waldverjüngung und des Bodens haben. Es sollten keinesfalls größere zusammengebrochene Fichtenwälder geräumt werden, da hier Kahlflächen entstehen, die auch noch im Waldboden gebundene Kohlenstoffe und Methan ausgasen um die Klimakrise noch zu verstärken.
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