Wald.Wasser.Klima – Tagung 19.10. Ebrach

Die Vortragsveranstaltung „Wald.Wasser.Klima“ fand im Rahmen der Tagungsreihe „Naturerbe Buchenwälder“ in Ebrach vom BUND Naturschutz in Bayern statt.

  • „Wälder und Bodenwasserhaushalt im Klimawandel“ (Prof. Dr. Karl Auerswald)
  • „Einfluss des Waldmanagements auf die Waldgesundheit in der Klimakrise“ (Dr. Torsten Welle)
  • „Anpassung der Buche im Klimawandel aus Sicht der ökologischen Genetik“ (Prof. Dr. Erwin Hussendörfer)
  • „Einfluss von Waldtypen und Schutzgebieten auf den Wasserhaushalt“ (Dr. Martin Flade)
  • „Wasserrückhaltemaßnahmen im Forst und Pilotprojekt „Studio“ im Steigerwald“ (Prof. Dr. Markus Disse)
  • „Forderungen zum Waldmanagement im Hinblick auf Klima und Wasser“ (Dr. Ralf Straußberger).

Hier die Erkenntnisse:

Der volle Saal im Klosterbräu Ebrach bei der Tagung „Wald.Wasser.Klima“ zeigt, wie sehr diese Themen VertreterInnen von Forst, Landwirtschaft, Naturschutz sowie Bürgerinnen und Bürger beschäftigen. Hochrangige Fachleute aus ganz Deutschland stellten im Rahmen der Tagungsreihe „Naturerbe Buchenwälder“ des BUND Naturschutz (BN) am Wochenende aktuelle Forschungsergebnisse vor. Wälder galten bislang als die einzigen natürlichen Kohlenstoffsenken in Deutschland. Inzwischen sind sie laut Bundeswaldinventur zur Kohlenstoffquelle geworden. Eine zentrale Ursache ist die Klimakrise, die den Wäldern mit Hitze und Dürre stark zusetzt. So fordert Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender auch mehr Klimaschutz. Aber es braucht ebenso eine Diskussion, was die Forstwirtschaft ändern muss, um in dieser Notsituation den Wäldern zu helfen. Ralf Straußberger, Waldreferent des BN: „Wälder dürfen nicht weiter gerodet und durch Straßen zerschnitten werden. Labile Nadelwälder sollten rechtzeitig „umgebaut“, aber nicht kahlgeschlagen werden. Naturnahe Mischwälder sollten alt werden dürfen und nicht so stark aufgelichtet werden, damit sie wieder eine Kohlenstoffsenke werden. Insgesamt braucht es Waldverjüngung auf großen Flächen und dafür mehr Unterstützung durch die Jagd. Das dichte Netz aus Forststraßen, Rückegassen und Gräben muss auf den Prüfstand, weil es den Wasserhaushalt stört, die Böden verdichtet und die Wälder entwässert.“ 

Klügere Landnutzung ist mächtiges Instrument zur Verbesserung

Der Agrarwissenschaftler und Bodenkundler Prof. i.R. Karl Auerswald zeigte, wie stark die aktuelle Landnutzung die Auswirkungen des Treibhausgas-getriebenen Klimawandels noch verschlimmert: durch die fehlende Verdunstung benachbarter versiegelter Flächen, durch große Felder ohne grünen Bewuchs oder durch Waldlücken wird den Wäldern das Wasser regelrecht abgesaugt. Auch Forststraßen, Gräben und Drainagen leiten Wasser rasch aus dem Wald – was im Tal zu Hochwasser führen kann. Die gute Nachricht ist: Durch Änderung der Bewirtschaftung können wir viel bewirken.

Alte Buchenwälder bilden Grundwasser, sind Kohlenstoffsenken und kühlen

Dr. Martin Flade, Landschaftsplaner und Leiter des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin riet dazu, Waldtypen zu fördern und zu entwickeln, die sich günstig auf den Landschaftswasserhaushalt und das Lokalklima auswirken – anstatt Baumarten mit möglichst hohen Zuwächsen in einem trockeneren, wärmeren Klima zu suchen. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Buchen wesentlich stärker zur Grundwasserneubildung beitragen als andere Baumarten. Alte Buchenwälder mit geschlossenem Kronendach haben durch ihr feuchtes Waldinnenklima eine riesige Kühlwirkung, sie sind im Sommer bis zu 12 °C kühler als Kiefernwälder. Aus der Nutzung genommen, wie in Kernzonen von Nationalparken und Biosphärenreservaten, sind Buchenwälder in den ersten 40-50 Jahren große Kohlendioxidsenken, sie speichern vermehrt Kohlenstoff in Holz, Totholz und Boden. Der Kohlenstoffspeicher vergrößert sich in solchen Wäldern jährlich um 3,5-4 Tonnen pro Hektar.

Buchen sind im Klimawandel extrem anpassungsfähig – je oller desto doller

Prof. Erwin Hussendörfer von der Forstlichen Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erläuterte, warum die Buche vergleichsweise gute Voraussetzungen hat, sich an Trockenstress anzupassen: sie hat eine breite genetische Vielfalt und kann durch An- und Ausschalten von Genen (Epigenetik) reagieren. Dabei gilt „Je oller desto doller“: alte Wälder haben mehr Erfahrung, die sie an ihre Nachkommen weitergeben. Durch Auslese und starke Baumentnahme im Forst verringern sich die genetische Vielfalt und die Anpassungsfähigkeit. Positiv wirkt der Erhalt alter geschlossener Wälder mit hohem Holz- und Totholzvorrat, intakten Böden und vielen Mykorrhiza-Pilzarten, die die Bäume mit Wasser und Nährstoffen unterstützen. In den Urwäldern der Karpaten zeigen Buchen keine derartigen Schäden wie in unseren Wirtschaftswäldern.

Ökosystemleistungen von Naturwäldern sind größer als von Forsten

Dr. Torsten Welle von der Naturwald-Akademie Lübeck sprach über die Auswirkungen des Wald-Managements auf dessen Gesundheit. Holz ist ein wichtiger Rohstoff, aber Holzentnahme verhindert das Altwerden der Wälder und ist immer eine Störung des Ökosystems. Es zeigt sich anhand vieler Forschungsergebnisse, dass dies negative Auswirkungen auf Artenvielfalt, Böden, Waldinnenklima und Ökosystemleistungen hat. Die Holznutzung sollte möglichst naturnah und schonend erfolgen. Starke Durchforstung schädigt das Mikroklima: es gilt, die Wälder also möglichst geschlossen zu halten. Ungenutzte Laubwälder sind widerstands- und regenerationsfähiger.

Naturnahe Maßnahmen zum Wasserrückhalt im Wald umsetzen

Prof. Markus Disse von der TU München berichtete über Forschungen im Steigerwald und Methoden zum Wasserrückhalt. Große Versickerungsmulden sind im Modellversuch wirksam an Stellen mit hohem Wasserabfluss. Für Orte mit geringem Oberflächenabfluss eigenen sich unter anderem horizontal liegende Stämme. Hier sind unbewirtschaftete Wälder mit hohem Totholzanteil für eine flächige Versickerung noch effektiver.

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