Wege aus der Waldkrise

Solling nach Windwurf, Foto: Volker Oppermann, Greenpeace

Der Wald ist eine Baustelle, die im Klimawandel überhitzt und hier und da sogar in Brand gerät. Das machen uns zumindest die Forstminister von Bund und Land glauben. Über 100.000 Hektar seien bereits verlorengegangen, und damit nicht weiteres Unheil drohe, müsse nun Geld, viel Geld, in die Hand genommen werden. Hunderte Millionen Euro sollen es sein, mit deren Hilfe das Holz maschinell geräumt, der Wald umgebaut und die Flächen unverzüglich wieder aufgeforstet werden müssen. Gerne können dazu auch Baumarten aus anderen Erdteilen verwendet werden, solange sie mit heimischen Arten als eine Art Feigenblatt garniert werden?

Schnell wird klar: Es geht um ein „Weiter so!“, um die Sicherung des alten Plantagensystems, an dem vor allem die staatliche Forstwirtschaft so sehr hängt. Im Vordergrund steht die Holzversorgung in 100 Jahren, die in der Vorstellung der Verantwortlichen auch dann noch überwiegend durch Nadelbäume erfolgen soll. Die derzeitigen Schäden im Wald gehen zu wesentlichen Teilen auf die Schwächung der Bäume durch schonungslose Bewirtschaftungs­methoden mit teils nicht heimischen Baumarten zurück. Fichten etwa sind schon immer größten­teils Stürmen und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen; der Anteil ist jetzt lediglich nochmals gestiegen. Schwere Maschinen, die alle 20 Meter auf vier Metern Breite den Boden so verdichten, dass er kaum noch Wasser speichert und die Wurzeln er­sticken, haben vielerorts schon mehr als 50 Pro­zent der Fläche unrettbar geschädigt. Helikopter, die in der Brutzeit ganze Waldgebiete mit Insekti­ziden vergiften, weil die Monokulturen so anfällig wie Maisfelder sind, komplettieren das Bild.

Welche Lösungen bieten sich?

  • Naturverjüngung fördern, um dem Wald die Chance zu geben, sich an die klimabedingten Veränderungen anzupassen. Naturverjüngung ist der Pflanzung immer vorzuziehen, da die heimischen Bäume am besten an den Standort angepasst sind. Nichtstandortheimische Bäume sollen grundsätzlich nicht gepflanzt werden, um die Arten- und besonders die Bodenvielfalt nicht zu gefährden.
  • Schadensflächen, z.B. durch Sturmwurf oder einer (folgenden) Borkenkäferkalamität, sollten soweit es geht, der Natur überlassen werden. Statt weiter in die Natur einzugreifen, muss den durch Dürre, Feuer oder Insekten geschädigten Waldflächen der notwendige Raum gegeben werden, sich selbst zu regenerieren und sich an die klimatischen Veränderungen anzupassen. Das der Wald sich selbst regenerieren kann, zeigen eindrucksvoll auch die Ergebnisse aus dem Nationalpark Bayerischer Wald .
    Großflächige Räumungsarbeiten würden zusätzlichen Schaden anrichten. Auch Pestizideinsatz ist nicht zielführend. Verkehrssicherungsmaßnahmen entlang der Wege und für den Arbeitsschutz notwendige Maßnahmen sollten aber durchgeführt werden.
  • Drastische Reduzierung des Holzeinschlages, um den Wald wieder alt werden zu lassen. Dies reichert zum einen Kohlenstoff an, sowie bietet der bedrohten Artenvielfalt, die häufig auf alte Bäume angewiesen ist die Möglichkeit sich wieder auszubreiten. Das Waldvisions-Konzept von Greenpeace und der Naturwaldakademie zeigt das die Vorratsanreicherung für das Klima essentiell ist (Waldvision). Der Effekt der Vorratsanreicherung ist für die Kohlenstoffspeicherung höher als eine künstliche Wiederbepflanzung.
  • 10 % der öffentlichen Wälder sollten bis 2020 aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Das Ziel kommt aus der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Für große Flächen gibt es für die Kommunen und Privatwälder neuerdings auch die Möglichkeit für eine staatliche Förderung aus dem Wildnisfond.

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