Rhön

Rhön
Gebietsvorschlag der Staatsregierung für einen Nationalpark Rhön
Warum die Rhön so besonders ist 
Wie viel ist im Biosphärenreservat Rhön bereits geschützt? 
Chronik Rhön

Rhön

Die Rhön ist bereits ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat. Zusammen mit Hessen und Thüringen ist die Rhön 184.939 ha groß. Die Bayerische Rhön hat eine Fläche von 72.802 ha mit einer Kernzone von 3.485 ha. Die Kernzone ist nicht zusammenhängend sondern in viele Kleinflächen verteilt. Auf einigen ökologisch wertvollen Offenlandflächen findet eine Beweidung statt.   

In dem bestehenden Biosphärenreservat sind noch viele Laubwälder wenig geschützt. Besonders die verschiedenen Waldgesellschaften bieten hier einen Hotspot der Biodiversität.

In der Rhön werden viele Arten des Offenlandes erhalten. Die Bedrohung solcher Arten ist in unserer industriellen Landwirtschaft sehr hoch. Im Biosphärenreservat werden besonders solche Arten gezielt durch Beweidung mit Schafen gefördert. Mit kleinräumigen Heckenlandschaften, wertvollen Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen und Trockenrasen werden viele bedrohte Arten geschützt. Allerdings wird nur auf 13,4 % (455 ha) der landwirtschaftlichen Fläche der bayerischen Rhön (27.001 ha) nach anerkannt ökologischen Kriterien gewirtschaftet (UNESCO-Evaluierungsbericht für 2010).

Auch für die Laubwälder ist die Rhön bedeutend. Die Rhön beherbergt 11 unterschiedliche Laubwaldgesellschaften – das ist in Bayern eine der abwechslungsreichsten Landschaften. So gibt es den seltenen Zwiebelzahnwurz-Buchenwald nur an einem bayerischen Standort – der Rhön. Auch ist die Rhön ein Hotspot von holzbewohnenden Pilzarten.

Gebietsvorschlag der Staatsregierung für einen Nationalpark Rhön

Flächengröße des konkretisierten Suchraums: 10.600 Staatswald, auf verschiedene Teilflächen verteilt.

Das Gebiet besteht nur teilweise aus Laubwäldern. Es sind auch Nadelwälder sowie Mischwälder in der Gebietskulisse. Die Kulisse ist im Biosphärenreservat Rhön.

Der südöstliche Teil der Kulisse wird durch das FFH-Gebiet 5726-371 „Wälder u Trockenstandorte bei Bad Kissingen und Münnerstadt“, mit insgesamt 4.421 ha abgedeckt. Ein kleiner Teil der nordwestlichen Kulisse durch das Naturschutzgebiet Schwarze Berge, das insgesamt 3.170 ha groß ist (das NSG ist gleichzeitig auch Teil des FFH-Gebietes Bayerische Hohe Rhön).

Im Südwesten sind weniger als 10 ha, östlich der Autobahn A7, überdeckt mit dem 158 ha kleinen Naturschutzgebiet „Waldwiesen im Neuwirtshauser Forst“. Das Naturschutzgebiet und die FFH-Gebiete sind im Biosphärenreservat zum großen Teil als Pflegezone ausgewiesen wurde. Nur verschwindend geringe Teile des Naturschutzgebietes Schwarze Berge wurden auch als Kernzone ausgewiesen.

Nur ein kleiner Teil (rund um die Schwarzen Berge) gehört zur Hohen Rhön. Die restlichen Flächen sind im Süden der Wuchsregion Saale- und Sinn-Vorrhön bzw. im Kern der östlichen Vorrhön zuzurechnen und eher mäßig trocken. Die Vorrhön wird durch Hainsimsen-Buchenwälder dominiert, während die Hohe Rhön auch montane Buchenwaldgesellschaften beherbergt.

Das von der Regierung vorgeschlagene Gebiet ist nur Staatswaldfläche und wird vor allem vom Forstbetrieb Bad Brückenau bewirtschaftet. Nur ein kleiner Teil wird vom Forstbetrieb Hammelburg beigesteuert. Der BaySF Forstbetrieb Bad Brückenau hat nur 304 ha Klasse 1 Wälder (Alte Laubwaldgebiete). Der Laubholzanteil liegt in dem Betrieb bei 40 %.  Insgesamt sind hier viel weniger Laubwälder als im Spessart oder Steigerwald zu finden. Auch alte Laubwälder sind hier eine Rarität.

Update 24.5.2017:

Eine neue verkleinerte Gebietskulisse (ca 9.000 ha) wurde vom Ministerium veröffentlicht. Bei der überarbeiteten Kulisse fallen die vielen Einzelflächen im Nordwesten weg.

Update Oktober 2017

Die Kulisse soll ggf. nördlich ausgeweitet werden und auch Teile des Nationalparks im benachbarten Hessen liegen, so dass ein länderübergreifender Nationalpark möglich wäre. Eine konkrete Kulisse liegt noch nicht vor, da hier gerade Gespräche mit den Gemeinden laufen. In diesem Szenario würden Kommunalwälder integriert bzw. getauscht. Erste Treffen mit dem hessischen Umweltministerium fanden statt.

Herausforderungen bei einem Nationalpark Rhön

  • Eine zusammenhängende Fläche von 10.000 ha zu identifizieren.
  • Vermutlich müssen Kommunal-Wälder mit in die Diskussion genommen werden und die ggf. getauscht werden, insbesondere wenn Richtung Norden der Nationalpark mit Hessen zusammenhängend sein soll.
  • Schon jetzt bei der Planung muss berücksichtigt werden, dass nach spätestens 30 Jahren 75 % als Prozessschutzzone dienen soll und hier keine menschlichen Managementmaßnahmen mehr nötig sein dürfen.
  • Durch viele kleine Flächen bzw. benachbarte Wälder, die nicht zum Nationalpark gehören (Privatwälder und Kommunalwälder), muss eine gute Zonierung mit Pufferzonen eingerichtet werden um z.B. Wanderung der Borkenkäfer aus den Prozessschutzzonen in die Nachbarwälder zu gewährleisten. Bei Fichten geprägten Wäldern sollte die Pufferzone mindestens 500 m breit sein. Enklaven von Privatwäldern, wie die im westlichen Teil (Schwarze Berge) oder im Norden zu Hessen, wären deshalb schwierig. Auch ökologisch wertvolle Offenbereiche, wie die Moorflächen, die mit Schafen offen gehalten werden, um die Offenlandarten zu schützen, können nur beschränkt in einen Nationalpark integriert werden, da langfristig maximal 25 % Pufferzonen oder Pflegezonen ausgewiesen werden können.

Warum die Rhön so besonders ist

In der Rhön werden viele Arten des Offenlandes erhalten. Die Bedrohung solcher Arten ist in unserer industriellen Landwirtschaft sehr hoch. Im Biosphärenreservat werden besonders solche Arten gezielt durch Beweidung mit Schafen gefördert. Mit kleinräumigen Heckenlandschaften, wertvollen Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen und Trockenrasen werden viele bedrohte Arten geschützt. Allerdings wird nur auf 13,4 % (455 ha) der landwirtschaftlichen Fläche der bayerischen Rhön (27.001 ha) nach anerkannt ökologischen Kriterien gewirtschaftet (UNESCO-Evaluierungsbericht für 2010).

Auch für die Laubwälder ist die Rhön bedeutend. Die Rhön beherbergt 11 unterschiedliche Laubwaldgesellschaften – das ist in Bayern eine der abwechslungsreichsten Landschaften. So gibt es den seltenen Zwiebelzahnwurz-Buchenwald nur an einem bayerischen Standort – der Rhön. Auch ist die Rhön ein Hotspot von holzbewohnenden Pilzarten.

Wie viel ist im Biosphärenreservat Rhön bereits geschützt?

Das von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservat Rhön mit 184.939 ha liegt im Dreiländereck Thüringen, Hessen und Bayern. Der bayerische Teil des Biosphärenreservates (BSR) ist 72.802 ha groß. In ihm liegt der Truppenübungsplatz Wildflecken, das FFH-Gebiet Bayerische „Hohe Rhön“ mit 19.260 ha und teilweise auf der gleichen Fläche liegen 8 Naturschutzgebiete mit 7.347 ha:

  • NSG Lange Rhön mit 3.292 ha,
  • NSG Gangolfsberg mit 179 ha,
  • NSG Mühlwiesen im Elsbachtal mit 69 ha 
  • NSG Dünsberg mit 75 ha
  • NSG Steinberg und Wein-Berg mit 302 ha
  • NSG Feuchtbereiche am Steizbrunn-Graben mit 99 ha
  • NSG Sinnquellgebiet und Arnsbergsüdhang mit 161 ha
  • NSG Schwarze Berge mit 3.170 ha

und 10 Naturwaldreservate (325 ha – gleichzeitig Kernzone vom Biosphärenreservat):

  • NWR Eisgraben mit 28,7 ha, Artenreicher Schluchtwald in der Hochrhön
  • NWR Schlossberg mit 27,1, Artenreicher Laubmischwald auf Basalt in der Hochrhön
  • NWR Elsbach mit 55 ha, Artenreicher Laubmischwald an den Einhängen des Elsbaches in der Hochrhön
  • NWR Lösershag, Buchen-Wald mit Edellaubbäumen auf Basalt in der Kuppenrhön, 63,5 ha
  • NWR Kalkberg, Buchenwald mit Edellaubbäumen und Fichte auf Kalk in der Kuppenrhön, 23,66 ha
  • NWR Platzer Kuppe, Buchenwald auf Vulkankuppe in der Kuppenrhön, 24,4 ha
  • NWR Schwarzes Moor, Hochmoor mit Birke, Kiefer und Fichte in der Hochrhön, 59,5 ha
  • NWR Großes Moor, Übergangs- und Hochmoor der Hochrhön 8,96 ha
  • NWR Kleines Moor, Karpatenbirken-Moorwald der Hochrhön 3,2 ha
  • NWR Stengerts, (Kommunalwald) Waldmeisterbuchen- und Blockschuttwälder mit Übergängen zum Bachauenwald, 29,4 ha

Während in den meisten Naturschutzgebieten Wegegebot vorgeschrieben war, waren bislang nur die Naturwaldreservate von der Forstwirtschaft und Landwirtschaft ausgenommen. Auch in den Naturschutzgebieten durfte ordnungsgemäße Land- und Forstwirtschaft durchgeführt werden. Da zur Anerkennung der Biosphärenreservate mindestens 3 % Kernzone erforderlich ist, wurden Teile der Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und sonstige wertvolle Fläche als Kernzone mit 3.485 ha ausgewiesen. Diese Kernzone liegt allerdings sehr zerstreut in der Fläche und ist nicht zusammenhängend.

Diese Kernzonen wurden mit 2.600 ha von der BaySF (Forstbetriebe Bad Kissingen mit 1.640 ha, Bad Königshofen mit 499 ha und Hammelburg mit 458 ha) eingebracht:

  • 1.322 ha (50,8%) werden sofort unter Prozessschutz gestellt,
  • 825 ha (31,7%) wird noch Waldumbau bis 2024 gemacht (Fichtennutzung).
  • auf 387 ha (14,9)wird der Umbau noch länger als 2024 genehmigt.

Mit einem weiteren Großteil der Kernzonen (728 ha) haben sich auch die bayerischen Kommunen an den Kernzonen beteiligt. Neben den Landesforsten und den Kommunen hat der Bundesforst mit Teilen des Truppenübungsplatzes Wildflecken in die Kernzone eingebracht. 1.200 ha Bundeswald liegen in den Kernzonen (davon 404 ha in Bayern) – Diese Flächen des Truppenübungsplatzes sind nicht in in der NSG-Verordnung mit eingeflossen sondern sind vertraglich geregelt. 

Die gesamten bayerischen Kernzonen sind auf 55 Teilflächen verteilt.

Zusammengefasst: Die bayerische Rhön hat zwar schon Flächen (ca 3 % der bayerischen Rhön) auf denen der Wald gut geschützt ist. Die Flächen sind aber jeweils sehr klein und breit verteilt. Hier würden größere zusammenhängendere Flächen in einem Schutzkonzept sinnvoll sein.

Update Dez 2020: Die Kernzonen die im Besitz des Staates sind wurden auch als Naturwald nach §12a BayWaldG geschützt

Chronik Rhön

Dez 2020: Die Kernzonen des BSR wurden auch als Naturwald nach §12a BayWaldG geschützt

Juli 2018: Als Ersatz für einen Nationalpark in der Rhön soll ein Biodiversitätszentrum Rhön-Grabfeld bei Bischofsheim gebaut werden. Der Schwerpunkt soll auf Biodiversität der Mittelgebirgslandschaft Rhön liegen und sich mit der Entwicklung der Natur sowie der Kulturlandschaft beschäftigen. 15 Mio Euro werden hier für den Aufbau geplant. 20 Planstellen sind vorgesehen. Auch soll eine Umweltbildungsstätte für 8 Mio Euro im Erweitergungsgebiet des BSR Rhön im Landkreis Bad Kissingen errichtet werden. Infozentren statt Waldschutz

April 2018: Der neue Ministerpräsident Markus Söder stoppt die Nationalparksuche trotz starker Befürwortung in der Bevölkerung – Kommentar

Juli 2017: Kabinettsentscheidung, dass die Suche für einen künftigen Nationalpark in der Rhön weitergeht

Juni 2017: Studie zu sozioökonomischen Effekten in der Nationalparkregion Rhön durch Prof. Dr. Hubert Job. Die Studie finden Sie hier (4,8 MB). Der Vergleich zu den anderen Gebieten Spessart/Donau finden sie hier (0,9 MB).

Mai 2017: Die Kulisse für einen Nationalpark wurde um die Schwarzen Berge reduziert

Juli 2016: Die Rhön wurde von der bayerischen Staatsregierung vorgeschlagen als ein Kandidat für den dritten bayerischen Nationalpark

2013/2014: Ausweisung der erforderlichen 3 % der Fläche als Kernzone (3.485 ha), sowie Erweiterung des Biosphärenreservats um etwa 58.000 ha in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld um 22 Gemeinden. Erfolgreiche Evaluierung des Biosphärenreservats durch die UNESCO

3. März 1991: Anerkennung des Biosphärenreservats Rhön durch die UNESCO

1990/1991: Die Bundesländer Hessen, Bayern und Thüringen stellen Antrag auf Anerkennung der Rhön als UNESCO-Biosphärenreservat