Die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber hat die Ausweisung von über 4.000 Hektar neuen Naturwäldern im Staatswald beschlossen. Greenpeace Bayern begrüßt diesen wichtigen Schritt für mehr Artenvielfalt und Klimaschutz, fordert jedoch mittelfristig die Ausweisung weiterer Schutzgebiete.
Konkret wird die forstwirtschaftliche Nutzung in folgenden Gebieten eingestellt:
- Auwälder an der mittleren Isar zwischen München und Landshut (neu ausgewiesen: 2.411 ha), die 2017 in der Nationalparkdebatte waren
- Naturwald Knetzberge-Böhlgrund im nördlichen Steigerwald (neu ausgewiesen: 644 ha)
- Buchenwälder in der südlichen Frankenalb (neu ausgewiesen: 926 ha), rund um das Nationale Naturmonument , in dem März 2020 große Einschläge bekannt wurden
- Irtenberger Wald südwestlich von Würzburg (neu ausgewiesen: 510 ha)
Zusätzlich wurden schon im vergangenen November 960 Hektar im Donau-Auwald zwischen Lechmündung und Neuburg an der Donau als Schutzgebiet ausgewiesen.
Volker Oppermann von Greenpeace Bayern kommentiert: „Vier Jahre nach Vorlage der Naturwaldstudie von BUND Naturschutz und Greenpeace und ein Jahr nach dem erfolgreichen Volksbegehren geht Forstministerin Michaela Kaniber nun einen wichtigen ersten Schritt zum Schutz des bayerischen Waldnaturerbes. Mit diesem ersten Anfang kann aber nicht Schluss sein. Ökologisch wichtige Gebiete wie der Spessart oder das Ammergebirge ist noch leer ausgegangen. Auch fehlt der von den Umweltverbänden geforderte Nationalpark Steigerwald. Gerade feiert der Nationalpark Bayerischer Wald sein 50 jähriges Jubiläum – Ein Erfolgmotor für die Region. Ein dritter Nationalpark im Steigerwald ist dringend notwendig.“
Mit der aktuellen Naturwaldausweisung hat der Freistaat bislang 3,35 % seiner öffentlichen Wälder (bzw. 1,49 % des ganzen Waldes) als Nationalparknaturzone, Naturwaldreservat, Naturwald oder Biosphärenreservatskernzone ausgewiesen.
Von der Bundesregierung war mit der Nationalen Biodiversitätsstrategie das Ziel von 10 Prozent Schutzgebieten in öffentlichen Wäldern bis 2020 ausgerufen worden. Greenpeace setzt sich gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden weiterhin dafür ein, dass dieses Ziel endlich auch in Bayern umgesetzt wird. Dafür müssten im bayerischen Staatswald weitere rund 75 000 Hektar Wald geschützt werden.
Ökologisch wertvolle Wälder, die bisher ohne Schutz dastehen, sind vor allem im Spessart, im Ammergebirge und im Gramschatzer Wald zu finden. Auch im Steigerwald sind neben dem neuen Naturwald Knetzberge-Böhlgrund noch große Flächen vorhanden, die geschützt werden sollten.
Im Spessart muss die Zusage der Staatsregierung nach dem Artenvielfalt-Volksbegehren, 500-2000 ha unter Schutz zu stellen, zügig umgesetzt werden. Im Ammergebirge gibt es zwar das größte Naturschutzgebiet Deutschlands. Da im Naturschutzgebiet jedoch Forstwirtschaft weiterhin möglich ist, wäre es für die Bergmischwälder, in denen viele seltene Arten beheimatet sind, wichtig Prozessschutz auszuweisen.